recoveriX erweitert Behandlungsangebot am Klinikum Bad Hall

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MeinBezirk.at • 25.08.2022

Innovative Schlaganfalltherapie

Das Klinikum Bad Hall als medizinisches Kompetenzzentrum für stationäre neurologische Rehabilitation setzt nun auch auf die Gehirn-Computer-Schnittstelle „recoveriX“.

BAD HALL. Eigenständig Zähne putzen, einen Apfel aufschneiden oder aus einem Glas trinken: Nach einem Schlaganfall leiden viele Betroffene an eingeschränkten Arm- oder Handfunktionen und können alltägliche Abläufe nur begrenzt meistern. Das Klinikum Bad Hall als medizinisches Kompetenzzentrum für stationäre neurologische Rehabilitation setzt nun auch auf die Gehirn-Computer-Schnittstelle „recoveriX“. Selbst bei völlig gelähmten Extremitäten oder nach jahrzehntelang zurückliegenden Schlaganfällen kann mit dieser Therapieform die Motorik wieder deutlich verbessert werden.

„Die Lähmungserscheinungen sind je nach Schwere des Schlaganfalls unterschiedlich, abhängig von der Anzahl der betroffenen Gehirnzellen.”

Eine Halbseitenlähmung gehört zu den häufigsten Folgen eines Schlaganfalls. Arm und Hand sind häufig stärker betroffen als das Bein. „Die Lähmungserscheinungen sind je nach Schwere des Schlaganfalls unterschiedlich, abhängig von der Anzahl der betroffenen Gehirnzellen. Nur durch intensive Physio- und Ergotherapie kann das Gehirn wieder lernen, Bewegungen auszuüben. Doch manchmal kann mit konventioneller Therapie trotz intensiver Anstrengung kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden“, informiert Primar Robert Hatschenberger, Neurologe und Ärztlicher Direktor des Klinikums Bad Hall+Bad Schallerbach.

Gesunde Hirnareale übernehmen Funktion

Am Klinikum Bad Hall kommt in der Schlaganfalltherapie nun auch das in Oberösterreich entwickelte System recoveriX zum Einsatz. Abgesehen von einigen ambulanten Zentren bieten derzeit nur wenige stationäre Reha-Einrichtungen in Österreich diese Therapieform an. Therapieleiterin Marianne Fuchs erklärt das Prinzip: „Das System setzt dort an, wo der Schaden aufgetreten ist – im Gehirn. Der Schlüssel dazu ist die mentale Vorstellungskraft, kombiniert mit visueller Rückmeldung und Muskelstimulation.“ Bei der Therapie mit dem recoveriX-System sieht die Patientin bzw. der Patient auf einem Bildschirm eine Handbewegung, beispielsweise „rechte Hand hochheben“.
Elektroden, die auf exakt den richtigen Muskeln am Arm platziert sind, werden so stimuliert, dass sie anfangs die Bewegung ausführen. Bei längerer Betrachtung des Vorgangs werden die für die Motorik verantwortlichen Areale im Gehirn aktiviert, wobei gesunde Bereiche die Funktion der zerstörten Regionen übernehmen. Im weiteren Therapieverlauf löst der Patient mittels Vorstellungskraft die Muskelaktivität aus und der Arm bewegt sich. Über eine EEG-Haube werden elektrische Ströme im Gehirn gemessen und aufgezeichnet sowie ein visuelles und haptisches Feedback übermittelt.

recoverix patient mit therapeutin in bad hall

Am Klinikum Bad Hall kommt in der Schlaganfalltherapie nun auch das in Oberösterreich entwickelte System recoveriX zum Einsatz. Das System setzt dort an, wo der Schaden aufgetreten ist – im Gehirn. Der Schlüssel dazu ist die mentale Vorstellungskraft, kombiniert mit visueller Rückmeldung und Muskelstimulation.Foto: Klinikum Austria Gesundheitsgruppe

Geballte Therapien

Während des meist vierwöchigen stationären Reha-Aufenthalts stehen knapp 20 Sitzungen mit recoveriX auf dem Therapieplan. Damit stellen sich rasch Fortschritte ein, das Feedback nach jeder Einheit motiviert zusätzlich. „Selbst eine jahrelang nicht funktionstüchtige Hand kann plötzlich wieder bewegt oder die Feinmotorik wesentlich verbessert werden. Betroffene sind einfach nur begeistert, wenn sie wieder eine Tasse in die Hand nehmen und selbstständig trinken können“, berichtet die Physiotherapeutin.

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